Die Jobsuche während eines Studiums und einer globalen Pandemie

Tamara Schiffer
6 min readOct 11, 2021

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Diese Zeilen schreibe ich Anfang Oktober 2021. Das Datum hierbei ist wichtig, denn die globale Pandemie hat uns seit nun eineinhalb Jahren im Griff. Das öffentliche Leben ist mittlerweile nicht mehr so eingeschränkt, wie es zu Beginn der Coronakrise der Fall war (die guten alten Lockdown — Zeiten) und doch gibt es immer noch Bereiche in dem der Alltag noch keinen Einzug gehalten hat. Zum Beispiel in der Berufswelt. Im vergangenen Monat lag die Arbeitslosenquote laut Statistik Österreich in Österreich bei 6,9%. Wem das wenig vorkommt, sollte sich die Anzahl an Menschen anschauen, dass sind nämlich 286.277 Österreicher:innen. Diese Zahl wirkt gleich viel größer und bedrohlicher.

Was hat das nun mit mir persönlich zu tun und worum geht es jetzt eigentlich? Das will ich dir natürlich nicht vorenthalten: Ich suche einen Job und finde keinen! Und so geht es derzeit nicht nur mir so, sondern ganz vielen Personen. Ich gehöre zwar nicht zu den knapp 7% die händeringend nach einer Beschäftigung suchen, mit dem sie sich das Leben leisten können. Ich bin Studentin und habe einen Teilzeitjob. Heißt also ich muss mir derzeit keine Sorgen machen, dass ich meinen Lebensunterhalt nicht leisen kann. Ich bin eigentlich in einer ganz guten Position und kann mir die ‚Rosinen rauspicken‘ und muss mir keinen Stress machen, was einen Jobwechsel angeht. Und doch schreibe ich diesen Beitrag und beschwere mich über die derzeitige Arbeitsmarktlage.

Die beste Ausgangslage für einen neuen Job

Wie schon erwähnt suchen viele Menschen derzeit einen neuen Job. In den Medien wird man regelrecht überschwemmt von Berichten, wieso sich Unternehmer:innen schwer tun neues Personal zu finden und welche Hürden es für die Bevölkerung gibt wieder in ihren alten Job zurückzufinden. Das Geld ist dabei immer einer der größten Faktoren. Die einen wollen zu wenig geben und die anderen hätten gerne mehr als ihnen vielleicht zusteht. Das Hauptaugenmerk liegt dabei auf den Bereichen Gastronomie und Pflege. Meiner Meinung nach gehören neue Reformen und Kollektivverträge her, um dieses Problem zu lösen. Da ich in diesen Bereichen nicht tätig bin, kann ich jedoch nur gut reden und meine Meinung äußern — ob diese gut oder schlecht ist kommt wiederrum ganz drauf an, ob ich mit einem Unternehmer oder einem Arbeitssuchenden spreche.

Ich für meinen Teil bin nicht betroffen von den reißerischen Themen der Berichterstattung. Ich habe einen Teilzeitjob in dem ich gut verdiene, bin Bezieherin des Selbsterhalterstipendiums und mache nächstes Jahr meinen Masterabschluss. Wieso also aufregen und sich die Arbeit antun nach einem neuen Job zu suchen? Weil ich ganz einfach gefangen in einem Alltagstrott bin und mich meine Arbeit nicht erfüllt.

So wie mir geht es ganz sicher ganz vielen Menschen da draußen — vielleicht ja sogar dir?! Die beste Ausgangslage, um sich einen neuen Job zu suchen. Kein Stress wegen dem Geld. Kein Problem, wenn man mal keine Lust hat, Bewerbungen zu schreiben und nur faul auf der Couch liegt. Kein großes Ärgernis, wenn der passende Job gerade nicht ausgeschrieben ist. Kein Zeitproblem, weil man ja im jetzigen Beruf bleiben kann. Das sind die positiven Gedanken, die ich mir zu meiner Situation mache. Und doch bin ich nicht zufrieden.

Unzufriedenheit bei der Jobsuche

Ich bin unzufrieden. Unzufrieden mit meinem Job, der mich langweilt, weil ich gefühlt jeden Tag das gleiche mache. Unzufrieden mit den Job-Such-Portalen, die mir keinen neuen, tollen Job zeigen. Unzufrieden mit meiner Bewerbungs-Rate, weil ich viel zu wenig Bewerbungen schreibe. Einfach unzufrieden mit der gesamten Situation.

„Was genau willst du denn?“ stelle ich mir die Frage selbst. Ich will einen Job, in dem ich zeigen kann, was ich kann. Am besten im Marketing-Sektor, Content-Creation oder Content-Strategie, oder Social Media. In Teilzeit, weil ich ja noch studiere und das Privileg habe ein Stipendium dafür zu bekommen. Nicht weit weg von mir zu Hause (im schönen, kleinen Graz) und am besten vormittags, damit ich nachmittags Zeit für die Erledigung meiner Studiensachen zu haben (und eventuell für ein kleines Mittagsschläfchen, den ich lieb die). Zu viel verlangt? Ich finde nicht. Und doch finde ich fast nichts was diesen Ansprüchen gerecht wird. Ich selbst würde mich auch schon damit abfinden, dass ich jeden Tag mit dem Auto fahren müsste, um meinen Arbeitsplatz zu erreichen (Auto und Führerschein vorhanden) und auch damit, auf mein geliebtes Mittagsschläfchen zu verzichten, um nachmittags einsatzbereit zu sein. Woran scheiterts also?

Viele Jobs im Marketing Bereich (oder auch generell) werden in Vollzeit ausgeschrieben. Die die in Teilzeit ausgeschrieben werden, enthalten meist nicht nur Marketingaufgaben sondern auch Verkauf und / oder Vertrieb (was ich beides nicht wirklich machen möchte, weil ich Kundenkontakt nicht so gerne habe). Und selbst wenn das nicht der Fall ist, scheitert es an meinem Studium. Ich studiere berufsbegleitend oder auch berufsermöglichend (je nachdem wie man den Begriff auslegen möchte). Das heißt der „Unterricht“ findet unter der Woche abends statt und teilweise auch samstags. Das an sich ist kein Problem für viele Firmen. Die Ungereimtheit kommt dann beim Präsenzunterricht. Zwei Wochen von Dienstag bis Samstag im Semester plus zwei Wochenenden, sprich Freitag und Samstag. Von in der Früh bis am Nachmittag an denen ich frei brauche. Fixe Wochen, die ich nicht verschieben kann und für die es keinen Kompromiss-Spielraum gibt. Und genau darin liegt das Problem.

Viele Unternehmen suchen eine Teilzeitkraft im Marketing, um die Vollzeitkraft zu entlasten. Urlaubsvertretung und variable Einsatzbereitschaft sind hierbei wichtige Voraussetzungen. Wenn nun so jemand wie ich ankommt und sagt „Hey ich brauche da und da Urlaub und das ganz fix“ und in einem Jahr dann gleich mal vier Wochen der Urlaubszeit verplant sind, dann werden die Augen groß und der davor noch perfekte Lebenslauf wird vergessen.

Positives Denken

So wie mir geht es sicher ganz vielen Menschen da draußen. Vielleicht (oder hoffentlich) nicht im selben Bereich oder mit denselben Schwierigkeiten, aber doch von der Art und Weise ähnlich. Nicht nur die Coronakrise macht einem das Leben — und Jobsuche — schwerer, als es sein müsste, auch die eigenen Lebensumstände und die Lücke zwischen dem was sich ein Arbeitgeber und ein Arbeitnehmer vorstellen, bringen einen auf lange Sicht zum Verzweifeln. Wir sitzen da im selben Boot, doch wir geben nicht auf! Wie bei so vielen Dingen im Leben, ist auch hier Aufgeben keine Option. Faul rumliegen und Netflix durchsüchteln ist für ein paar Tage erlaubt, doch dann heißt es aufraffen und Krone richten. Weiter Stellen raussuchen, weitere Bewerbungen schreiben und weiterhin auf das Beste hoffen. Positives Denken ist mein Freund und sollte sich zu meinem ständigen Begleiter entwickeln.

Außerdem hoffe ich inständig auf ein wenig Karma und Zufälle. Falls du, mein liebe:r Leser:in, dir gerade denkst „Wow, ich habe einen super Job für dich“, dann schreibe mir bitte. Natürlich darfst du mir auch schreiben, wenn du keinen Job für mich auf Lager hast und einfach gerne mit mir in Kontakt treten würdest. Ich hoffe trotzdem noch auf den Ritter in strahlender Montur (oder die Ritterin), der:die mir einen Job anbietet, in dem ich aufblühen kann und alles gebe. In dem mir nie langweilig wird und ich auf die Uhr sehe und mir denke „Was? So spät schon?“ anstatt „Buh, Erst 5 Minuten vergangen“. Ich bin halt verliebt in die Hoffnung und würde mich echt freuen, wenn ich sagen kann „Meinen neuen Job habe ich durch einen Blogbeitrag bekommen“. Und ja ich hätte die Zeit, die ich für diesen Blogbeitrag verwendet habe, natürlich auch in Bewerbungsschreiben investieren können. Ich persönlich brauche aber die Möglichkeit mich irgendwo aufzuregen und Dampf abzulassen. Und wenn wir schon dabei sind, mein letzter Tipp:

Darüber Reden ist wichtig

Bei vielen Themen im eigenen Leben ist Reden das wichtigste. Die Kommunikation verbindet Menschen und hält die Psyche gesund. Nicht umsonst gibt es den hochangesehenen Beruf „Psychologe“ für den zu wenige viel zu viel ausgeben. Auch bei der Jobsuche ist es wichtig, darüber zu reden. Auch, wenn man sich selbst blöd vorkommt oder man denkt, dass das #mimimi auf höchstem Niveau ist. „Beim Reden kommen die Leute zamm“ und das stimmt! In der Berufswelt ist Vitamin B ein großer Vorteil und irgendwie kennt immer irgendwer jemanden, der genau jemanden wie dich sucht. Außerdem ist das Suchen von passenden Jobs, das Schreiben von Bewerbungen und dann das Dahinzittern, ob man eingeladen wird oder nicht, wirklich Kräfte zehrend. Da muss man sich mal drüber aufregen dürfen und losheulen. Immerhin würden wir ja auch drüber reden, wenn wir die neue Stelle bekommen und das gemeinsam feiern. Also muss es uns auch erlaubt sein, den (teils steinigen) Weg dahin zu kommentieren.

Ich wünsche dir / euch und auch mir auf alle Fälle das allerbeste. Das wir morgen aufwachen und unser Glück finden. In meinem Fall ist das ein Teilzeitjob im Marketing im schönen Graz, an dem ich vormittags arbeiten kann und mein Mittagsschläfchen nicht in Gefahr gerät und bei dem ich mich austoben kann.

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Tamara Schiffer
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Written by Tamara Schiffer

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