„Reflect-in-action“ — Wie ich schreibe, wenn ich schreibe

Tamara Schiffer
6 min readNov 2, 2021

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An der FH Joanneum in Graz lassen sich die Lektor*innen einiges einfallen, um uns Student*innen bei Laune zu halten. Die einen würden hierbei an die klassische Beschäftigungstherapie denken, die anderen an Methoden, an sich zu arbeiten und über sich hinauszuwachsen. Im Masterstudium Content Strategy, in dessen dritten Semester ich mich befinde, bedeutet das, einen Blogartikel zu schreiben. Thema heute: Reflektiere das Schreiben eines Artikels, wenn du gerade dabei bist, einen zu schreiben. Na gut, dann mal los!

Die Einleitung: Mein Blog

Das Fach „Open Space & Portfolio” begleitet eine*n COS Student*in vom ersten bis zum letzten Semester. Darin wird uns gezeigt, wie redaktionelle Prozesse ablaufen, aber auch wie wir das Erlernte festigen können. Der Großteil dieses Faches besteht darin, einen eigenen Blog zu führen und zu befüllen. Schreiben sollen wir über alles, was wir während unseres Studiums erlernt haben und was uns im Zusammenhang mit diesem beschäftigt.

Mein Blog ist wild durchgemischt. Da das Studium auf Englisch ist und alle Lehrveranstaltungen auch auf Englisch abgehalten werden und somit auch alle Lehrinhalte auf Englisch sind, dachte ich mir zu Beginn des Studiums, dass ich meine Sprach-Skills ein bisschen trainiere und aufpoliere und meinen Blog komplett in Englisch verfasse. Das hat genau zwei Semester und viele Anfragen bei bekannten Übersetzungstools funktioniert, bis ich beschlossen habe, dass ich auf Deutsch wesentlich besser schreiben kann. Die Themenbereiche, die ich hier auf meinem Blog behandele, sind nicht nur COS relevant, sondern beschäftigen sich auch mit Dingen, die mir privat am Herzen liegen, wie z.B. mein ehrenamtlicher Verein „wünsch mir was“. So viel zur Einleitung. Nun zur eigentlichen Arbeit…

Hauptteil: Begründen was ich schreibe, wenn ich es schreibe.

Die Aufgabenstellung unserer Lektorin ist klar: „Reflektieren Sie in Aktion während des Schreibens eines Blogbeitrags. Es wäre ideal, wenn Sie Ihre Gedanken während des Schreibens notieren könnten.“ Ich soll also, während ich diese Zeilen hier schreibe darüber reflektieren… Schwierig!

Zum Glück bekamen wir zu dieser Aufgabe auch ein paar Fragen, die ich nun beantworten werde und somit meinen persönlichen Prozess des Schreibens zu Papier bringen:

I: Was denken Sie, wenn Sie die ersten Worte schreiben?

Das ich hoffentlich zu einem Ende komme und ich mittendrin nicht den Faden verliere.

I: Was sind die ersten Worte?

Meist die Einleitung. Ich bin sehr gut darin, eine „knackige“ Kurzfassung über das eigentliche Thema zu verfassen. Den Titel oder sonstige Zwischentitel füge ich meist erst zu Ende ein, wenn der gesamte Artikel fertig ist.

I: Haben Sie das ganze Bild des Beitrags schon im Kopf, wenn Sie anfangen?

Ehrlich gesagt: Nein! Ich denke mir immer nur: „Das ist ein Thema über das ich schreiben will.“ Ob ich am Ende überhaupt genügend Wörter zusammen bekomme, für einen schönen, soliden Blogbeitrag, sehe ich dann erst am Ende, wenn ich fertig bin.

I: Wie entwickelt sich der Beitrag?

Dieser hier wurde zu einem Interview, weil mir die Idee beim Durchlesen der Fragen kam. Ich dachte mir einfach, dass ich die Fragen sicher so leichter beantworten kann als in schönen, zueinanderpassenden Sätzen. Und ich finde, ich hatte Recht.

I: Was ist leicht für Sie? Was ist schwierig? Was braucht viel Zeit?

Ich tue mir leicht, wenn ich über etwas schreibe, was mir wirklich am Herzen liegt und bei dem ich mich auskenne. Es ist für mich sehr schwierig über etwas zu schreiben, was mich nicht interessiert oder mir nicht nahe geht (oder aber auch zu nahe geht). Daher benötigen Blogartikel über die Lehrinhalte des Masterstudiums auch sehr viel Zeit. Nicht weil sie mich nicht interessieren (dann wäre ich im falschen Studium), sondern einfach, weil mich viele Themenbereiche zwar interessieren, ich aber persönlich noch keine Erfahrung damit gemacht habe. Ein Beispiel: Das Studium hat mir gelehrt, was UX ist, wie eine Information Architektur aussehen soll oder wie ich eine kleine App basteln kann. Ich benötige aber keines dieser Themen in meinem derzeitigen Beruf und kann daher beim Schreiben eines Blogbeitrags zu diesem Thema nur auf die Theorie bzw. die Praxisbeispiele der Lehrveranstaltungen zurückgreifen. Das wiederum macht mir keinen Spaß, weil ich eine Person bin, die gerne über selbst-erlebtes oder eigenen Praxisbeispielen schreibt. Aus diesem Grund findet man in meinem Blog-Feed auch keinen Beitrag zu diesen Themen :)

I: Wie ist Ihre Stimmung? Sind Sie zuversichtlich, dass Ihr Beitrag gut genug sein wird? Wann fühlen Sie sich unsicher?

Meine derzeitige Stimmung ist super. Ich fühle mich nicht gestresst und finde dieses „Frage / Antwort Spiel“ sogar sehr lustig. Ob mein Blogbeitrag gut genug für meine Lektorin ist, wird sich zeigen. Geschmäcker sind unterschiedlich und Erwartungen auch. Vielleicht hat sie etwas ganz anderes erwartet bei dieser Aufgabenstellung. Ich finde, ich habe hiermit meine Aufgabe nach bestem Wissen und Gewissen erledigt.

I: Was hassen Sie beim Schreiben eines Blogbeitrags? Wann kommt dieser Hass zum Vorschein?

Ich hasse es zum Schreiben eines Blogbeitrages gezwungen zu werden. Wie schon in der Einleitung erwähnt, werden COS Student*innen im ersten Semester einen Blog eröffnen und diesen bis zum letzten Semester befüllen. Dies bedeutet mindestens drei Artikel pro Semester zu veröffentlichen. Am besten sollten diese auch noch das Studium thematisch behandeln. Alle Blogartikel werden am Ende des Semesters mithilfe eines Punkteschemas bewertet und jede*r Student*in somit benotet.

Im ersten Semester fand ich das Ganze noch aufregend und neu, weil ich noch nie einen eigenen Blog hatte und das Schreiben von Blogartikeln aus meiner Arbeit kenne. Ich startete mit voller Motivation und musste relativ schnell feststellen, dass mir…

1. das Verfassen von Blogartikeln in englischer Sprache viel zu aufwendig ist

2. ich sehr gerne über Dinge schreibe, die ich selbst umgesetzt habe

3. ich zwar gerne schreibe, aber eine Vorgabe, wie viele Artikel und wie oft ich diese veröffentlichen sollte, um eine gute Note zu erhalten, nervt.

Exkurs: Abwechslung für die Lehrveranstaltung „Open Space & Portfolio“

Ich verstehe absolut, wieso es diese Lehrveranstaltungen gibt und wieso sich diese vom ersten bis zum letzten Semester durchziehen. Mit unserer Masterarbeit und der bestandenen Masterprüfung sind wir Content Strateg*innen. Wir sind dafür zuständig, dass jeglicher Content zur richtigen Zeit, auf der richtigen Plattform, im richtigen Format, mit dem richtigen Inhalt… veröffentlicht wird. Daher sollten wir auch wissen, wie wir Content überhaupt erstellen und das einfachste hierfür, ist das Schreiben von Blogartikeln. Ich habe das verstanden, absolut! Jedoch würde ich mich über Abwechslung freuen.

Wieso kann ich nicht einfach ein Moodboard erstellen, das zeigt, wie ich mich während einer Lehrveranstaltung gefühlt habe? Wieso kann ich nicht einen Thread auf Twitter starten über ein Thema, dass ich gerne mit der Welt teilen will? Wieso kann ich nicht einen VLOG machen, in dem ich über das Studium rede? Wieso kann ich nicht eine Facebook-Gruppe führen, in der aktuelle und vergangene COS-Student*innen miteinander in Kontakt treten und über die aktuellen Lehrinhalte philosophieren? Es gibt so viele kreative Ideen, um Content zu kreieren. In den vier Semestern wäre ein bisschen Abwechslung gut, um die Kreativität und vor allem die Motivation der Student*innen ein bisschen zu puschen.

Ende: Was ich von dieser „Reflect-in-action“ Aufgabe mitnehme

Dieser Blogartikel fühlt sich für mich mehr nach einem Tagebuch-Eintrag an, als wirklich ein „hochwertiger und literarischer“ Beitrag. Doch finde ich es gut, dass ich die Aufgabe auf diese Art und Weise erfüllt habe. Es hat mich einiges bewusst werden lassen. Zum einen, dass ich in den Blogartikeln mehr Abwechslung brauche (hiermit fürs Erste erledigt) und zum anderen, dass ich meine Blogartikel nicht plane. Nicht planen kann und schon gar nicht planen will.

Ich bin ein Mensch, der einfach drauf los tippt. Natürlich habe ich vorab eine Idee, über was ich gerne schreiben möchte und wenn ich ein Thema gewählt habe, weiß ich auch ungefähr, welche Schwerpunkte ich behandeln möchte bzw. wie der Aufbau aussieht. Planen oder vorab niederschreiben tue ich das aber nicht. Ich fühle mich aber auch nicht dazu gedrängt, mein Verhalten zu ändern, da ich damit sehr gut leben kann. Solange ich für das für die Lehrveranstaltung auch nicht muss, werde ich damit (hoffentlich) weiterhin gut durchkommen. Daher noch ein Tipp von mir…

Zu guter Letzt: Ein Tipp

Stress dich nicht zu sehr! Wenn du gleich wie ich bist, und einfach drauf los tippst, bis etwas Gutes rauskommt, dann mach das bitte! Und falls du genau das Gegenteil bist und alles bis aufs kleinste Detail planen und vorab überlegen musst, dann mach auch das! Egal wie du zu deinem Ziel kommst, es ist wichtig, dass du dich auf den Weg machst. Und selbst wenn du das Ziel nicht erreichen solltest, dann hat dich der Weg schon einiges gelehrt und du kannst davon viel mitnehmen. Dies gilt für das Erstellen von Content, das Schreiben von Blogartikeln, das Machen von Hausaufgaben, das Erledigen von To-Do Listen und auch sonst allem. Nur nicht stressen lassen!

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Tamara Schiffer
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Written by Tamara Schiffer

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